Page 44 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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1921–1933


                                      Die Baugenossenschaft der

                                      Kriegsbeschädigten


                                      Bauen in der Südstadt und am Scherbsgraben







                  Obwohl die Bau-        Die Baugenossenschaft Volkswohl war  Staat im Stich gelassen fühlten. Bedeutenden
                  genossenschaft bereits  nicht die einzige Vereinigung ihrer Art, die nach  Raum nahm in diesem Zusammenhang die
                  im August 1921 in der  dem Ersten Weltkrieg während der zweiten gro-  Schaffung von Wohnraum für Kriegsheimkeh-
                  Gaststätte »Zum     ßen baugenossenschaftlichen Gründungswelle  rer und ihre Familien ein, die ebenso wie die
                  Bergbräu« in der    ins Leben gerufen wurde. Im Gegensatz zur  übrige Bevölkerung von der Wohnungsnot
                  Königstraße gegründet  Vorkriegszeit hatten sich die Genossenschaften  betroffen waren. Auch viele Kriegsbeschädig-
                  wurde, konnte das   neueren Datums häufig zum Ziel gesetzt, für  tenverbände sahen in der Gründung von Bau-
                  erste Haus an der   eine spezielle Berufs- oder Bevölkerungsgruppe  genossenschaften einen Weg aus der Woh-
                                      tätig zu werden, was in Fürth beispielsweise   nungsmisere.
                  Ludwigstraße Ecke
                                      die Beamtenbaugenossenschaft Fürth, 1921
                  Kaiserstraße erst mehr
                                      zunächst als Beamtenwohnungsbauverein
                  als drei Jahre später                                         Gründung und mühsamer Beginn
                                      Nürnberg-Fürth gegründet, verwirklichte. Inso-
                  von den ersten Mit-
                                      fern kann die Baugenossenschaft Volkswohl,  In Fürth traten in den 1920er Jahren gleich
                  gliedern bezogen
                                      die breite Bevölkerungsschichten ansprechen  mehrere derartige Gruppierungen in Erschei-
                  werden.
                                      wollte, beinahe als Ausnahme der Genossen-  nung. Die Ortsgruppe Fürth des Bayeri-
                                      schaftslandschaft jener Zeit gelten.   schen Bundes Kriegsbeschädigter rief für
                                         Als direkte Folge des Krieges bildeten sich  den 3. August 1921 zur Gründungsversamm-
                                      Selbsthilfeverbände, die die Interessen und  lung einer Baugenossenschaft in der Gaststätte
                                      Ansprüche von Kriegsbeschädigten und Kriegs-  »Zum Bergbräu« in der Königstraße auf, die gut
                                      hinterbliebenen vertraten. Ein Schwerpunkt  besucht war. Mehr als 40 Interessenten fanden
                                      lag dabei auf der wirtschaftlichen Existenz-  sich sofort zur Einzeichnung bereit. Die Neu-
                                      sicherung ihrer Klientel, da sich viele ehemali-  gründung nannte sich Baugenossenschaft des
                                      ge Kriegsteilnehmer in dieser Hinsicht vom  Bayerischen Bundes Kriegsbeschädigter und
                                                                                                              43
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