Page 48 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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In unmittelbarer Nachbar- Genossenschaft eingezahlten Geschäftsanteile
schaft der Volkswohl-Wohn- der Inflation zum Opfer gefallen waren, bekräf-
blocks entstanden die tigte die Verwaltung ihren Entschluss nochmals
Wohnhäuser der Kriegbe- und entschied, um für die Mitglieder wenigs-
schädigten-Baugenossen- tens »das allernotwendigste zu erreichen, von
schaft in der Kaiserstraße. Flachbauten, die einen erheblichen Kostenauf-
Die Gruppe steht vor der 1927 wand für Kanalisation und Strassenherstellung
errichteten Gedächtnissäule verlangen, abzusehen.« 7
an der Ecke Ludwigstraße.
Fotografie 1928. Die Bauten in der Südstadt
»Nach dreijährigem Ringen« erfolgte im
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April 1924 – in diesem Jahr legte die Genossen-
schaft auch erstmalig einen Geschäftsbericht
Die von dem Architekten
vor – der erste Spatenstich für ein Mehrpartei-
Richard Kohler entworfene
enhaus mit acht Wohnungen, das bereits im
Kalksteinsäule zum Gedenken
Oktober bezogen werden konnte. Das passen-
an den Ersten Weltkrieg wird
de Baugelände hierfür fand sich, was wenig
von einem Eisernen Kreuz aus
überrascht, ebenfalls in der Südstadt und zwar
Bronze bekrönt und ist mit
an der Ludwig- sowie der Kaiserstraße, unweit
Art-Déco-Ornamentik verziert.
der ersten Volkswohl-Häuser. Hier entstand mit »Kinderspielplätzen, Turngeräten und
Eine niedrige Steinmauer mit 1924 der erste von mehreren drei bis vier Rasenplätzen«. 9
keilförmigen Pfeileraufsätzen Stockwerke hohen Wohnblöcken. Mit dem Die Wohnungen der Kriegsbeschädigten-
und eine Inschriftentafel Entwurf aller Bauten der Kriegsbeschädigten- Genossenschaft waren etwas großzügiger kon-
ergänzen das Ensemble. Die Baugenossenschaft der 1920er Jahre wurde zipiert als die Volkswohl-Wohnungen dieses
Inschrift lautet: »In Memoriam. Richard Kohler (1883–1952) vom renommier- Zeitraums. Durchschnittlich kam eine Zwei-
Die Baugen. des Reichsverban- ten Fürther Architekturbüro Fritz Walter Zimmer-Wohnung auf 52 bis gut 61 Quadrat-
des d. Kriegsbeschädigter und Nachf. beauftragt. meter, die Drei-Zimmer-Wohnungen auf 63 bis
Hinterbliebener 1927« Bis 1927 konnte die Genossenschaft fünfzig 70 Quadratmeter. Die äußere Gestatung ähnel-
Wohnungen fertigstellen. Im selben Jahr kam te hingegen der der Volkswohl-Häuser jener
ein weiteres Grundstück, an der Kaiserstraße Jahre.
zwischen Steuben- und Simonstraße gelegen, Bäder wurden hier ebenfalls ab 1926 Stan-
hinzu, das zwei Jahre später ebenfalls bebaut dard und blieben es auch, nachdem sich die
war. Als gewisser Ersatz für die den Mitgliedern Bedingungen für den Bau ab Anfang der
anfänglich in Aussicht gestellten eigenen Gär- 1930er Jahre wieder verschlechterten und neue
ten dienten weiträumig gestaltete Innenhöfe Baurichtlinien dazu zwangen, die Wohnungs-
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