Page 42 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
P. 42
vom 6. Oktober 1931 Reichsmittel zur Förde- stadt Fürth dienten die Ortschaften im Sommer
rung der sogenannten städtischen Randsied- als beliebte Ziele für eine Landpartie, wo sich
lung vergeben. Der Hintergrund war, Arbeitslo- bei einem Spaziergang im Stadtwald die ländli-
sen und ihren Familien zu ermöglichen, Häu- che Ruhe genießen ließ. Den Vorstellungen
ser in preisgünstiger Lage am Rand der Städte von Natursehnsucht und Stadtflucht, die beim
zu erwerben. Das Hauptaugenmerk war dabei Ideal der Randsiedlung ebenfalls eine Rolle
auf eine äußerst einfache Bauweise, die sich auf spielten, kam dies entgegen.
das absolut Notwendige zu beschränken hatte, Die Wohnfläche jedes Hauses betrug ledig-
gerichtet. Um den Finanzaufwand so gering lich rund 55 Quadratmeter. Dies umfasste
wie möglich zu halten, waren darüber hinaus neben einer Wohnküche ein Zimmer und zwei
die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner Kammern, hinzu kamen Keller und Dachbo-
dazu angehalten, in Eigenleistung beim Bau den. Eine Toilette war vorhanden, ein Bade-
mitzuwirken. Große Gärten zum Anbau von zimmer hingegen nicht vorgesehen. Hervorzu-
Obst und Gemüse sowie die Möglichkeit zur heben ist die massive Bauweise ohne irgend-
Kleintierhaltung sollten für die Erwerbslosen welche Holzverschalungen. Zu jedem Haus
Mittel und Wege eröffnen, das zum Leben Not- gehörten 600 Quadratmeter Garten, ein sechs
wendige weitgehend selbst zu erwirtschaften. Quadratmeter großer Kleintierstall durfte nicht
Um den Arbeitslosen in den eigenen Reihen fehlen. Vergeben wurden die Siedlerstellen im
die Hilfe nicht zu versagen, rang sich auch Erbbaurecht, sie sollten also nach einer gewis-
Volkswohl, obwohl dies mit den genossen- sen Zeit in das Eigentum der Bewohnerinnen
schaftlichen Zielen der Schaffung preisgünsti- und Bewohner übergehen. Die Ablösung
ger Mietwohnungen nicht ganz vereinbar war, betrug dabei in den ersten drei Jahren monat-
nach einigem Zögern dazu durch, sich eben- lich 15, danach 18 Reichsmark.
falls um Zuschüsse für diese Wohnform zu Da die »völlig neue Bauweise« 27 erheblich
bewerben und erhielt im Herbst 1932 den vom bisher gewohnten Vorgehen abwich,
Zuschlag für 18 Siedlungshäuser. zogen sich die Planungen, für die einmal mehr
Die Suche nach einem passenden Grund- Hans Bogner als Architekt verantwortlich
stück, das keinesfalls zu kostspielig sein durfte, zeichnete, in die Länge. Daher verschoben die
nahm mehr Zeit in Anspruch, als erwartet. Verantwortlichen den Baubeginn auf März
Schließlich fand sich im Westen der Gemeinde, 1933, ohne zu ahnen, welch gravierende politi-
im Fürther Stadtwald bei Oberfürberg, ein sche und gesellschaftliche Umbrüche, von
geeignetes Gelände. Der 1901 eingemeindete denen auch die Baugenossenschaften nicht
Ort hatte, wie seine Nachbargemeinden Unter- verschont bleiben würden, in diesem Jahr
fürberg und Dambach, noch seinen Charakter bevorstehen sollten.
als ursprünglich kleines Bauerndorf bewahrt.
Den Bewohnern der wachsenden Industrie-
41