Page 46 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Der Fürther Stadtrat zeigte anfangs wenig
Bereitschaft, eine weitere Bauvereinigung zu
dulden, »da die Anzahl der vorhandenen Bau-
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genossenschaften bereits eine sehr grosse ist« ,
und ließ erst prüfen, ob es sich um ein »not-
wendiges und fördernswertes Unternehmen
oder um eine unerwünschte Gründung han-
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delt.« Nachdem der städtische Finanz- und
Verwaltungsausschuss trotz einiger Vorbehalte
die Anerkennung empfohlen hatte, erteilte
auch der Stadtrat Anfang Januar 1922, »[i]n
Anbetracht der vorliegenden Verhältnisse und
um den Kriegsbeschädigten Entgegenkommen
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in jeder Hinsicht zu beweisen« seine Zustim-
mung zur Gründung.
Anschließend verhinderte allerdings die
Vorbild für die ersten 1920er Jahren im Auftrag der 1919 gegründe- Inflation die sofortige Aufnahme einer Bautä-
Planungen der Fürther ten Bau- und Kleinsiedlungsgenossenschaft tigkeit. Ein vom Stadtrat bereits beschlossener
Kriegsbeschädigten-Bau- des Kriegsbeschädigtenvereins München ent- Zuschuss für die Baujahre 1922/23 wurde
genossenschaft war die stand. 1 nachträglich wieder gestrichen. Es sollte bis
Münchner Kriegersiedlung. Doch dieses Vorhaben musste vorerst ver- zum Jahr 1924 dauern, bis die Baugenossen-
Der Grundgedanke dort tagt werden, da die neue Baugenossenschaft schaft erstmals beim Bauprogramm der Stadt
wie auch in anderen Städ- zunächst den Fürther Stadtrat von der Not- berücksichtigt wurde. Von dem Gedanken der
ten war gewesen, Kriegs- wendigkeit einer weiteren Baugenossenschaft Errichtung von Einfamilienhäusern musste sie
verletzten des Ersten Welt- überzeugen und lange um eine Berücksichti- sich jedoch vorläufig aus unterschiedlichen
gung beim städtischen Bauprogramm kämpfen Gründen verabschieden.
kriegs bei ihrer Rückkehr
musste. Zwischen 1921 und 1923 bemühte sie Zum einen war ein geeignetes Grundstück
in die Heimat den Erwerb
sich, in mehreren Schreiben ihre Anliegen dar- noch nicht ausfindig gemacht, zum anderen
eines kleinen Hauses mit
zulegen. Demnach datierte ein erster Anlauf, spielten finanzielle Erwägungen eine Rolle.
Garten zu erleichtern.
den Mitgliedern des Kriegsbeschädigtenver- Noch im Laufe des Jahres 1922 musste sich die
Vierfamilienhäuser des 1.
bandes »durch Neubau von Wohnhäusern Genossenschaftsleitung in Anbetracht der
Bauabschnitts, Fotografie
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geeignete Wohnstätten zu schaffen« , bereits schwierigen Finanzlage während der Inflati-
2012.
ins Jahr 1919. Ein Versuch, sich zu diesem onszeit dazu durchringen, »auf das Bauen von
Zweck mit anderen Baugenossenschaften Einfamilienhäusern [zu verzichten] und sich
zusammenzuschließen, schlug aus unbekann- mit Mietshäusern zufrieden [zu geben].« 6
ten Gründen fehl. Nachdem Ende 1923 alle seit Bestehen der
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