Page 106 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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1948–1969
Die Bau- und Siedlungsgenossen-
schaft und die Heilstättensiedlung
Wohnungen für Heimatvertriebene
Eine bedeutsame Stellung in der Geschich- Wohnung – und sei es als Untermieter – eine
te der Baugenossenschaft Volkswohl nimmt die Bleibe, stattdessen mussten sie zu Hunderten
Bau- und Siedlungsgenossenschaft ein, deren in den Massenlagern und Bunkern im Stadtge-
Gründung in die unmittelbare Nachkriegszeit biet untergebracht werden, ein Großteil der
fällt und aufs Engste mit der Entstehung der Flüchtlinge aus dem Sudetenland im Kron-
Heilstättensiedlung verknüpft ist. acher Bunker.
Unter den tausenden Flüchtlingen und Ver- Die Stadtspitze suchte verzweifelt nach
triebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Lösungen für eine menschenwürdigere Unter-
Fürth unterzukommen suchten, befanden sich bringung. Als zu Anfang des Jahres 1948 die
auch mehrere Transporte Sudetendeutscher bevorstehende Räumung einer Anzahl von
aus dem Komotauer Raum (heute: Chomu- Gebäuden aus einstigem Wehrmachtsbesitz
tov/Tschechien), die ab dem Frühjahr 1946 in verlautbarte, die 1945 von US-Truppen
Fürth eintrafen. Sie stammten überwiegend aus beschlagnahmt und teils als Kaserne, teils als
der sudetendeutschen Arbeiter- und Gewerk- Lager für »Displaced Persons« Verwendung
schaftsbewegung und waren zumeist Anhänger gefunden hatten, erkannten die Verantwortli-
der dortigen sozialdemokratischen Partei chen sofort die Möglichkeiten, die sich hier zur
gewesen. Viele von ihnen hatten deshalb nach Linderung der Wohnungsnot eröffneten.
dem »Anschluss« des Sudetenlandes an das Bei dem Gebäudebestand handelte es sich
nationalsozialistische Deutschland unter Ver- um 33 Steinbaracken, die 1939/40 als Lager für
folgung und Repressionen gelitten. Nur wenige sogenannte Luftwaffenhelferinnen errichtet
der Neuankömmlinge fanden in Fürth in einer worden waren, also Frauen, wie sie während
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