Page 101 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Ladengeschäfte, um den täglichen Bedarf
ohne weite Wege decken zu können, gab es
jedoch schon länger, mit den beiden neu hinzu-
gekommenen waren für die Genossenschafts-
mitglieder nun drei Lebensmittelläden, eine
Metzgerei, ein Anbieter für Milch und Molke-
reiprodukte, zwei Holz- und Kohlenhandlun-
gen, ein Tabakwarengeschäft mit Totoannah-
mestelle sowie ein Damenfrisiersalon gut
erreichbar.
Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung wur-
de das »Alte Zollhaus« unter einem neuen
Pächter namens Cheng Hai geführt, der in dem
kurz darauf in »Peking-China-Restaurant«
umbenannten Lokal als einer der ersten die
Fürtherinnen und Fürther mit chinesischer wird, »entschieden zur Verschönerung des Auf einem Gelände am
Küche bekannt machte. Bis heute stehen dort – Stadtbildes bei.« 2 Beide Baumaßnahmen Scherbsgraben errichtete
mittlerweile unter dem Namen »La Vela« – waren frei finanziert, da die Voraussetzungen Volkswohl mit zwanzig
asiatische Spezialitäten auf der Speisekarte. für staatliche Zuschüsse nicht gegeben waren. frei finanzierten Einfamilien-
Ein weiteres sich noch im Besitz der In den Jahren 1957 und 1958 kam die Bau- Doppelhaushälften nach der
Genossenschaft befindliches Baugelände, das tätigkeit aufgrund der Bestimmungen des II. heutigen »Konrad-Ulrich-
Grundstück am Scherbsgraben, aus dem Wohnungsbaugesetzes vorläufig zum Erliegen. Siedlung« in Oberfürberg sein
Bestand der einstigen Baugenossenschaft der Zuschüsse wären lediglich für den Wohnungs- zweites »Eigentumsbildungs-
Kriegsbeschädigten stammend, wurde ebenfalls bau zur Aufnahme von Sowjetzonenflüchtlin- projekt«. Fotografie 1956.
ab 1955 bebaut. Da auf einem Teil des Grund- gen oder im Hinblick auf Lagerauflösungen
stücks nur eingeschossig gebaut werden durfte, möglich gewesen, was jedoch nicht im Ein-
entschloss sich Volkswohl, dort zwanzig Einfa- klang mit den Interessen der wohnungssuchen-
milienhäuser als Kaufeigenheime zu errichten. den Genossenschaftsmitglieder gestanden hät-
Um ein geschlossenes Siedlungsbild zu erzeu- te. Auch um Zuweisung aus einem zusätzlich
gen, wurden auf dem restlichen Baugrund zwei für 1958 vorgesehenen Sonderprogramm zur
dreigeschossige Mehrfamilienhäuser, wieder- Beseitigung von Wohnungsnotständen bei jun-
um in Laubengangbauweise ausgeführt, als gen oder kinderreichen Familien, Schwerbe-
Übergang zur bereits vorhandenen Wohnbe- schädigten und Evakuierten bemühte sich
bauung zwischen Scherbsgraben und Cadolz- Volkswohl vergeblich. Hohe Zinsen auf dem
burger Straße eingefügt. Damit trug man, wie freien Kapitalmarkt erschwerten den Woh-
im Geschäftsbericht nicht ohne Stolz vermerkt nungsbau zusätzlich.
100 Die Jahre 1956–1969