Page 69 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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setzt waren. Letztlich sollte es noch bis Mitte
       der 1950er Jahre dauern, bis alle Kriegsschäden
       behoben waren.
          Im Zusammenhang mit dem Materialman-
       gel sahen sich Verwaltung und Hausbewohner
       auch mit Diebstählen konfrontiert. Entwendet
       wurden zum Beispiel Glühbirnen aus den Trep-
       penhäusern. Die Mieterinnen und Mieter wur-
       den angehalten, die Leuchten mit Schutzgittern
       zu versehen und Haus- und Hoftüren immer
       sorgfältig zu verschließen. Die Baustoffbeschaf-
       fung begann erst mit der Währungsreform vom
       20. Juni 1948 langsam wieder in geordneten
       Bahnen zu verlaufen. In diesem Zusammen-
       hang war auch der Geschäftsanteil der Mitglie-
       der bei Volkswohl anzupassen, der mit 500 DM
       neu festgesetzt wurde.
          Bei alldem bedurfte das Wohnungsproblem
       immer dringlicher einer Lösung. Die Woh-
       nungsnot hatte eine Dimension angenommen,
       welche diejenige nach dem Ersten Weltkrieg
       noch bei Weitem in den Schatten stellte. Wäh-
       rend des Krieges war die Bevölkerung Fürths,  Die Stadt sah sich nicht mehr in der Lage,  Titelblatt des Volkswohl-
       bedingt durch Einberufungen und Evakuierun-  der Menschenmassen Herr zu werden. Mit  Geschäftsberichts aus
       gen, zunächst von 78.000 auf rund 60.000  79.000 Einwohnern wurde noch im Sommer  dem Jahr 1945.
       zurückgegangen. Gerade weil Fürth im Ver-  1945 der Vorkriegsstand überschritten. Die
       gleich zu anderen Städten nur verhältnismäßig  Verwaltung erließ daraufhin am 27. Juli 1945
       wenig von Zerstörungen betroffen war und nur  ein Zuzugsverbot, das jedoch so gut wie keine
       etwa zehn Prozent seines Wohn- und Gewer-  Wirkung zeigte. Im Oktober 1946 hielten sich
       beraums eingebüßt hatte, setzte jetzt ein bei-  95.000 Menschen im Ort auf, und im Juli 1948
       spielloser Zuzug von Menschen ein. Zahllose  wurde Fürth mit Erreichen der 100.000er-Mar-
       Ausgebombte – die meisten aus Nürnberg –  ke zur Großstadt. Innerhalb von nur vier Jah-
       Evakuierte, Flüchtlinge und Vertriebene such-  ren hatte die Gemeinde somit 40.000 Men-
       ten in der Stadt unterzukommen. Darüber  schen aufnehmen müssen, und dies in einer
       hinaus hatte die US-Armee 600 bis 700 Woh-  Zeit »eines fast völligen Stillstandes auf dem
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       nungen in Beschlag genommen.           Baumarkt« .
         68     Nachkriegsjahre
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