Page 68 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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1945–1949
                                      Die Volkswohl

                                      in den Nachkriegsjahren


                                      Zwischen Kriegszerstörung, Wohnungsnot

                                      und Zwangsbewirtschaftung









           Fürth wurde im Bombenkrieg  nächsten Jahr bestand »auch nur eine leise  waren bei Dächern und Fassaden »an einer
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           nur verhältnismäßig wenig zer-  Hoffnung« , dass sich dies ändern könnte.  Reihe von Gebäuden kleinere Beschädigungen
           stört. Dennoch hatte es zehn  Bevor wieder eine Neubautätigkeit in Aus-  durch Artilleriebeschuss und Splitterwirkun-
                                                                                 4
           Prozent seines Gebäude-    sicht genommen werden konnte, war eine Viel-  gen« sowie zahlreiche zerbrochene Fenster-
           bestands verloren, darunter  zahl anderer Herausforderungen zu bewälti-  scheiben, die dem Druck von Explosionen
           auch in der Südstadt, wie hier in  gen. An vorderster Stelle standen zunächst die  nicht standgehalten hatten.
           der Amalienstraße. Volkswohl  Neuorganisation der Verwaltung und die Besei-  Doch selbst diese Ausbesserungsarbeiten
           hatte glücklicherweise lediglich  tigung von Kriegsschäden. Die örtliche Militär-  bedeuteten für die neue Verwaltung eine schier
           Dach-, Fassaden- und Fenster-  regierung setzte am 27. Oktober 1945 eine  unlösbar Aufgabe. Baustoffe waren rationiert,
           schäden zu vermelden. Fotogra-  kommissarische Verwaltung ein, was umso  die Zuteilungen gering. Somit waren notwendi-
                                      dringlicher war, als nach dem überraschenden  ge »Materialien fast nur im Tauschwege erhält-
           fie 1943.
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                                      Tod des Mitbegründers und langjährigen  lich« und »[n]ur für dringendste Reparaturen
                                      Geschäftsführers Konrad Ulrich kurz vor  an unseren Häusern und Wohnungen konnte
                                      Kriegsende die Verwaltungsspitze zum Teil ver-  ein ganz geringer Bruchteil an Baumaterialien
                                      waist war.                             zugewiesen werden.« Dachziegel waren eben-
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                                         Ein Lichtblick war hingegen, dass der  so Mangelware wie Kalk, Gips oder Zement.
                                      Gebäudebestand bei Volkswohl nur vergleichs-  Hatte die Baugenossenschaft 1946 unter größ-
                                      weise geringen Schaden genommen hatte.  ten Mühen noch Fensterglas erwerben können,
                                      Total- oder Teilzerstörungen, wie sie etwa der  so ging sie im Jahr darauf bei der Zuteilung von
                                      Bauverein oder das Eigene Heim verkraften  Glas leer aus, weshalb zwei Jahre nach Kriegs-
                                      mussten, waren ausgeblieben. Zu verzeichnen  ende noch immer nicht alle Fenster instandge-
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