Page 51 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Der Vorsitzende der
          Die Siedlung »Altes Forsthaus«
                                                                                      Baugenossenschaft
          »Auf dem abschüssigen Dreieck, wo sich in                                   Fritz Bauer (1886-1959)
       der Kadolzburger [!] Straße der Weg nach                                       war seit 1921 führend in
       Unterfürberg und der Scherbsgraben gabelt,« 11                                 der Kriegsopferversor-
       konnte im Jahr 1928 von der »Domänenrats-                                      gung tätig und baute
       ehefrau Margarete Persch« 12  aus Nürnberg ein                                 nach dem Zweiten Welt-
       weiteres großzügiges Grundstück erworben                                       krieg den Verband der
       werden, für das sich im allgemeinen Sprachge-                                  Kriegsbeschädigten,
       brauch die Bezeichnung »Altes Forsthaus« ein-  gelten, »was umso unerfreulicher wäre, als die  Kriegshinterbliebenen
       gebürgert hatte. Bei diesem handelte es sich um  Bahn dort vorbeifahre.« 15  Zum Glück für die  und Sozialrentner
       einen ehemaligen Gutshof, der Ende des 19.  Genossenschaft sah der Stadtrat diese Beden-  Deutschlands (VdK) mit
       Jahrhunderts in eine Gaststätte umgewandelt  ken nicht nur als unbegründet an, sondern  auf.
       worden war, die sich bei der Fürther Bevölke-  bescheinigte vielmehr eine vorteilhafte städte-
       rung wegen ihrer landschaftlich reizvollen  bauliche Wirkung, und so konnte im Mai 1929
       Lage im Grünen, umgeben von alten Bäumen,  die Grundsteinlegung erfolgen, bei der die
       ausgesprochener Beliebtheit erfreute. Vormals  Genossenschaft es sich nicht nehmen ließen,
       befand sich auf dem Areal das »Feuerhäusla«,  diesem von ihr lang herbeigesehnten Ereignis
       das alte Brennhäuschen der Fürther Ofenbau-  eine äußerst feierliche Note zu verleihen. Der
       er, der Hafner, welches, schon längst nicht  Vorsitzende Fritz Bauer konnte zahlreiche
       mehr benutzt, zu dieser Zeit bereits abgebro-  Gäste begrüßen, darunter die bisherige Grund-
       chen war.                              stückseigentümerin und Vertreter des Stadtra-
          Dort sollte nun »der langgehegte Wunsch  tes. Nach mehreren Reden beendete ein musi-
       der Fürther Kriegsopfer eine Siedlung entste-  kalischer Beitrag des Arbeiter-Gesangvereins
       hen zu lassen« in Erfüllung gehen und »das  Fürth-Nordost den Festakt.
       während des Weltkriegs versprochene Einfami-  Die Häuser und Wohnungen, in die 1930
       lienhaus« 13  Wirklichkeit werden, neben eini-  die ersten Familien einzogen, waren zwar mit
       gen Zweifamilienhäusern in Flachbauweise.  Wohnflächen zwischen 60 und 79 Quadrat-
          Das Vorhaben der Baugenossenschaft stieß  metern recht klein, jedoch voll unterkellert und
       indessen nicht auf ungeteilte Zustimmung. Für  durchgehend mit Bad ausgestattet. Der Ent-
       große Empörung unter den Kriegsbeschädigten  wurf stammte einmal mehr von Architekt
       sorgten Aussagen eines städtischen Bausach-  Richard Kohler. Zu den Einfamilienreihen-
       verständigen, der das Vorhaben »für sehr  häusern mit jeweils drei oder vier Räumen
       unglücklich begonnen [hielt].« 14  Er fürchtete  nebst Küche und Bad gehörten Gartenanteile
       vor allem, die Siedlung könne einen minder-  zwischen 55 und 70 Quadratmetern. Die Zwei-
       wertigen Eindruck erwecken, als »Armetei«  familienwohnhäuser umfassten zwischen zwei
         50     Baugenossenschaft der Kriegsbeschädigten
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