Page 56 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Finanzielle Sanierung statt den Entschuldungsmaßnahmen zählte auch
Bautätigkeit die Veräußerung des Gasthofs »Altes Forst-
haus«, das 1935 von der Brauerei Geismann
Leider sollte der Bezug der Siedlung »Altes übernommen wurde.
Forsthaus« eines der letzten erfreulichen Ereig- An eine Bautätigkeit war unter diesen
nisse in der Geschichte der Kriegsbeschädigten- Umständen natürlich nicht mehr zu denken.
Baugenossenschaft sein. Beendete diese schon Die letzte Maßnahme während der Weimarer
das Jahr 1931 mit wachsenden Sorgen, so geriet Republik war 1931 die Schließung der verblie-
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»das Jahr 1932 fast zur Katastrophe« . Ohne- benen Baulücke auf dem Grundstück Ludwig-
Auf dem Grundstück am hin wie zahlreiche andere Baugenossenschaften /Kaiser-/Simonstraße.
Scherbsgraben befand in der Weltwirtschaftskrise durch fast ausblei- Danach trat die Baugenossenschaft der
sich mit dem »Alten bende Einzahlungen von Geschäftsanteilen und Kriegsbeschädigten nur noch einmal als Bau-
Forsthaus«, einem alten den Austritt vieler Mitglieder wegen Arbeits- herrin in Erscheinung, bevor sie in der NS-Zeit
Sandsteinhaus aus der losigkeit schwer in Mitleidenschaft gezogen, durch eine angeordnete Verschmelzung mit der
Mitte des 18. Jahrhun- wirkten sich weitere finanzielle Belastungen Baugenossenschaft Volkswohl in dieser aufging
derts, seit 1899 auch umso nachteiliger aus. Eine in der Hoffnung und ihr Name verschwand.
eine Gastwirtschaft. auf zusätzliche Einnahmen für mehrere Jahre
Das beliebte Ausflugs- abgehaltene Losbrieflotterie musste 1932 mit
ziel wurde fortan durch einem Minus aufgegeben werden. Enorme
einen Pächter im Auftrag Schwierigkeiten bereitete die Fälligkeit einer
der Baugenossenschaft Hypothek für ein noch unbebautes Grundstück
betrieben. Fotografien an der Cadolzburger Straße. Das Geschäftsjahr
um 1910 und 2016. 1932 endete mit Verlust. Schon im November
stellte die Genossenschaft beim Reichsarbeits-
ministerium einen Antrag auf Sanierung, »um
dadurch alle langfristigen Verbindlichkeiten,
einschließlich vorerwähnter Hypothek abzude-
cken.« 19 1933 wurde die Höhe der Verbind-
lichkeiten, unter anderem Handwerkerschul-
den, auf fast 79.000 Reichsmark beziffert. Es
wurde ein umfangreicher, auf fünf Jahre ausge-
legter Sanierungs- und Zahlungsplan aufge-
stellt, der im Wesentlichen auf einer Ausset-
zung von Tilgungszahlungen bei Hypotheken
für drei bis fünf Jahre, Zinsermäßigungen sowie
Nachlässen bei den Gläubigern beruhte. Zu
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