Page 85 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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falls Pläne ausgearbeitet, doch zunächst sah es  Bezeichnete Vor-
       nicht danach aus, als ob das Projekt noch im  stand Hans Prankel
       staatlichen Finanzierungsplan von 1952 be-  nach Abschluss der
       rücksichtigt werden könnte. Daraufhin setzte  Arbeiten an diesem
       sich der Fürther SPD-Landtagsabgeordnete  Wohnkomplex  1953
       Fritz Gräßler (1904–1972), dessen besonderes  »[a]ls das erfolgreichste
       Engagement dem genossenschaftlichen Woh-  Jahr seiner Baugenossen-
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       nungsbau galt, den er selbst als Mitglied und  schaft« , so sollte diese Bau-
       langjähriger Vorstand der Baugenossenschaft  maßnahme lediglich den Auf-
       Eigenes Heim aktiv mitgestaltet hatte, für  takt für ein weiteres, groß angeleg-
       Volkswohl ein und erwirkte gemeinsam mit  tes Bauvorhaben bilden. Dessen
       dessen Vorstand Hans Prankel (1901–1982)  Vorbereitungen reichten bis ins Vorjahr zurück,  Der Fürther Architekt
       eine vorzeitige Baugenehmigung für zumindest  als es gelungen war, an der Herrnstraße zwi-  Fritz Freitag errichtete
       vierzig Wohnungen. Um aber möglichst viele  schen Ludwig- und Simonstraße ein 5.640  den Wohnkomplex
       Mitglieder in diesem Baublock unterzubringen,  Quadratmeter großes Grundstück zum Preis  mit 78 Ein- und Zwei-
       waren insgesamt 78 Ein- und Zwei-Zimmer-  von 57.000 DM »von den Gerstendörfer’schen  zimmerwohnungen
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       wohnungen vorgesehen, sämtlich mit Bädern  Erben« zu erwerben. Möglicherweise handelte  und der markanten
       ausgestattet, dazu Büros, fünf Autogaragen,  es sich dabei um Besitz aus der Familie des Für-  runden Ecke. Bronze-
       eine Sammelgarage für Motorräder und ein  ther Blattgold-, Feinmetall- und Bronzefarben-
                                                                                      medaille 1930er Jahre.
       Lagerraum für die Genossenschaft. Es konnte  herstellers J. J. Gerstendörfer. Das 1843 gegrün-
       damit »als das größte Bauvorhaben bis zum  dete Unternehmen, das als Gerstendörfer
       Zeitpunkt des 33jährigen Bestehens bezeichnet  GmbH seinen Sitz heute in Schwabach hat,
       werden« 2                              war 1942 verkauft worden.
          Vom Fürther Architekten Fritz Freitag als  Auf dem Areal befanden sich zu diesem
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       markantes »rundes Eckhaus« entworfen, zähl-  Zeitpunkt noch Kleingärten, und die Herrn-
       te es 1952 »zu den wesentlichsten Bauvorha-  straße war noch nicht ausgebaut, sondern ver-
       ben in Fürth.« 4  Schon beim Richtfest im  lief nur als sandiger Weg zwischen Gartenhe-
       November 1952 als »Zierde für die Südstadt« 5  cken. Hier, vor der Rückfront der Häuser der
       betitelt, fand der ungewöhnliche Bau mit sei-  Kornstraße, deren offenbar wenig einladender
       nem imposanten Wandgemälde »Handwerks-  Anblick schon des Öfteren bemängelt worden
       berufe« von Johann Helmut Schmidt-Rednitz  war, sollten nicht weniger als fünf neue Miets-
       (1930–2015) in der Öffentlichkeit viel An-  häuser mit zusammen etwa 100 Wohnungen
       klang. Darüber hinaus wurde der Innenhof  entstehen.
       »mit einer Grünanlage versehen, die heute mit
       zu den schönsten Gartenanlagen der Bauge-
       nossenschaft zählen kann.« 6
         84     Aufbruchstimmung
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