Page 136 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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ein schon einige Jahre vorher unternommener
Versuch, »die Miete durch das sog. Mietinkasso
zu vereinnahmen« , an der Überlastung der
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zuständigen Sparkassen-Zweigstelle geschei-
tert war. Erst nach Fertigstellung einer neuen
Sparkassen-Filiale am Stresemannplatz konnte
ab 1973 die Umstellung auf Bankeinzug erfol-
gen. 1974 zahlten nur noch 15 Prozent ihre
Miete bar, was sogar eine Meldung in der Zei-
tung wert war. 16
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»Gebot der Menschlichkeit« :
Wohnungen für Boat-People
Für beträchtlichen Wirbel sorgte 1981 eine
Entscheidung der Volkswohl-Verwaltung, für
einen Neubau Mittel eines Sonderprogramms
Engagement für Flücht- Unterkunft im Wohnungsbestand der Genos- zur Unterbringung von Flüchtlingen aus Süd-
linge aus Vietnam: senschaft zugewiesen, und offenkundig haben ostasien in Anspruch zu nehmen. Dabei han-
Anfang der 1980er Jahre sich die Betroffenen »verständnisvoll und delte es sich um die sogenannten Boat-People,
errichtete Volkswohl 14 bereitwillig […] dieser sehr unangenehmen in der Mehrzahl Vietnamesen, die nach dem
große Drei- und Vier- Umsiedlung unterzogen.« 13 Der Unterschied Ende des Vietnamkrieges 1975 vor dem dorti-
zimmerwohnungen in zu einem profitorientierten Wohnungsunter- gen kommunistischen Regime zumeist in über-
zwei Häusern in der nehmen oder privaten Bauherrn liegt hier klar füllten, kaum seetüchtigen Booten geflohen
Ritter-von-Aldebert auf der Hand: der genossenschaftliche Mieter waren. 1979 entschloss sich die Bundesregie-
ist bei Sanierung und Modernisierung nicht rung nach längerem Zögern, eine Anzahl dieser
Straße. Fotografie 1983.
vom Wohnungsverlust bedroht. Menschen als Kontingentflüchtlinge aufzuneh-
Neuerungen gab es in jenen Jahren auch men, von denen bis Mitte der 1980er Jahre
auf anderem Gebiet. Ab Anfang der 1970er etwa 30.000 ins Land kamen. Zu den Bedin-
Jahre gingen »immer mehr Mieter dazu über, gungen des Bauprogramms zählte eine fünfjäh-
vielleicht auch begünstigt durch die Eröffnung rige Belegungsbindung. Nach Ablauf dieser
eines sog. Gehaltskontos, ihre monatliche Mie- Frist sollten die 14 Drei- und Vierzimmer-Woh-
te zu überweisen« , nachdem diese bislang bar nungen von 87 bis gut 100 Quadratmetern in
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bezahlt worden war. Allerdings sollte es noch zwei Häusern, die Volkswohl an der Ritter-von-
eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, bis sich Aldebert-Straße bauen ließ, der Genossen-
auch der Bankeinzug durchsetzen konnte, da schaft zur freien Verfügung stehen.
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