Page 131 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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die ebenfalls errichtete Tiefgarage mit 21 Stell-
plätzen und die ansprechend gestaltete Grün-
anlage mit Spielplätzen und Sitzgelegenheiten,
deren Mittelpunkt eine von der Fürther Bild-
hauerin Gudrun Kunstmann (1977–1994)
geschaffene Bronzeskulptur »St. Martin« bilde-
te.
Doch stellte dies bei Weitem nicht das ein-
zige Volkswohl-Bauprojekt der 1970er Jahre
dar. Auch in der Südstadt wurde erneut gebaut.
Schon 1969 war dort das Eckgrundstück Les-
sing-/Ludwigstraße in das Eigentum der
Genossenschaft übergegangen. Pünktlich zum
50-jährigen Bestehen im Jahr 1970 konnte Auf dem Eckgrundstück Lessingstraße und
nach mehrjähriger Baupause mit der Errich- Ludwigstraße entstanden in der Südstadt Anfang
tung von »28 modernen und zukunftsgerech-
der 1970er Jahre zwei »moderne« Wohngebäude
ten Wohnungen« mit zwei, drei und vier Zim-
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in bewusstem Kontrast zu den angrenzenden
mern zwischen 60 und 100 Quadratmetern
Gründerzeithäusern. Fotografie 2020.
begonnen werden. Davon waren 16 Wohnun-
gen im Rahmen der Altstadtsanierung mit
öffentlichen Mitteln bezuschusst, der Rest frei
finanziert. Das Leitbild der Fünfzigerjahre mit
seiner aufgelockerten Bebauung und großzügi-
gen Grünflächen gehörte mittlerweile schon den Wohnblöcken bewusst einen neuen
wieder der Vergangenheit an und war dem Akzent zwischen der bestehenden Bebauung
Schlagwort der »neuen Urbanität« gewichen, mit klassizistischen Gebäuden aus der Jahr-
die nun wieder nach größerer Verdichtung ver- hundertwende zu setzen, deren Architektur als
langte. Zugleich sollte dies eine Abkehr von nicht mehr in die Zeit passend angesehen wur-
den als bieder und muffig empfundenen 1950er de. Der Neubau sollte daher an diese Gebäude
Titel des Geschäftsberichts
Jahren und ihrem Baustil zum Ausdruck brin- »mit den modernen Mitteln einer zukunftsge-
von 1969.
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gen. »Verdichtete Bauweise« galt geradezu als rechten Planung an[…]schließen«. Dem ent-
Synonym für modernes, großstädtisches Leben. sprach auch die Innenausstattung. Erstmals
Der Entwurf des Fürther Architekten wurden Aufzüge eingebaut, eine Zentralhei-
Georg Berthold für das neue Volkswohl- zungsanlage wurde mittlerweile als selbstver-
Gebäude kann durchaus in diesem Sinne ver- ständlich erachtet, ebenso wie geflieste Bäder
standen werden. Beabsichtigt war, mit den bei- und mehrere Autogaragen. Waschkessel im
130 Die Jahre 1970 bis 1997