Page 139 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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wurde schließlich frei finanziert, was aber für  stelle schuf der Künstler Johann Helmut
       die Genossenschaft mit dem Vorteil verbunden  Schmidt-Rednitz ein Mosaik. Die Glastür ziert
       war, hinsichtlich der Belegung keinerlei Ein-  ein Satz aus der bayerischen Verfassung:
       schränkungen zu unterliegen.           »Wohnen – ein Grundrecht des Menschen.«
          Im selben Jahr konnte die Baugenossen-  In dieser Anlage wurden erstmals zwei
       schaft Volkswohl auf ihr 75-jähriges Bestehen  behindertenfreundliche Drei-Zimmer-Woh-
       zurückblicken. Das Ereignis wurde genau am  nungen geschaffen, da sich gezeigt hatte, wie
       Jahrestag der Gründung, am 16. Dezember  schwierig es bislang für körperlich beeinträch-
       1995, im Rahmen einer glanzvollen Feier  tigte Menschen war, auf ihre Bedürfnisse zuge-
       begangen. Als Veranstaltungsort hatte man das  schnittenen Wohnraum zu finden, um ein
       Stadttheater gewählt, nicht nur, um dem Anlass  eigenständiges Leben führen zu können. Ein
       das gebührende festliche Ambiente zu verlei-  erster Schritt, um diesem Personenkreis den
       hen, sondern auch, um möglichst vielen Bauge-  Alltag zu erleichtern, war bereits 1994 getan
       nossinnen und -genossen die Gelegenheit der  worden. Im Hofraum eines Volkswohl-Gebäu-
       Teilnahme zu bieten, was begeistert wahrge-  des in der Herrnstraße konnte ein Rollstuhl,
       nommen wurde. Innerhalb weniger Tage waren  der bisher mühsam im Keller verstaut werden
       die zur Verfügung stehenden Plätze vergeben.  musste, in einem kleinen, eigens errichteten
       Rund 600 der zu diesem Zeitpunkt gut 1.800  Holzschuppen untergestellt werden.
       Mitglieder fanden sich im vollbesetzten Stadt-  Nach Bezug der neuen Wohnbauten in der
       theater ein. Als Ehrengäste waren neben Ober-  Südstadt wurde die Bautätigkeit zunächst aber-
       bürgermeister Uwe Lichtenberg (1934–2011)  mals für mehrere Jahre unterbrochen. Nach
       und dem bayerischen Innenminister Günther  einer kurzzeitig äußerst angespannten Lage auf
       Beckstein zahlreiche weitere Persönlichkeiten  dem Fürther Wohnungsmarkt hatten sich die
       aus Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft  Umstände zwischenzeitlich völlig gewandelt,
       und Handwerk geladen.                  als nach dem Abzug der US-Streitkräfte auf
          Ein Jahr später waren die ersten 20 Woh-  dem ehemaligen Kasernengelände in der Süd-
       nungen im Neubau Ludwig-/Hans-Lohnert-  stadt 1.200 Wohnungen zur Verfügung standen,
       Straße bezugsfertig, im März 1997 die restli-  was zu einem deutlichen Überangebot führte.
       chen 25. Damit verbunden war ein »längst fälli-  Auch bei Volkswohl machte sich dies durch
       ger, notweniger Schritt« : Im Erdgeschoss des  steigende Kündigungen, Leerstände und Miet-
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       Anwesens Ludwigstraße 97 konnte die Bauge-  ausfälle bemerkbar. Die Mitgliederzahl sank
       nossenschafts-Verwaltung ein neues Büro  von rund 1.850 im Jahr 1997 in den folgenden
       beziehen und die schon lange viel zu kleinen  zehn Jahren auf etwa 1.650.
       und beengten Räumlichkeiten in der Ludwig-
       straße 94, wo die Verwaltung seit 1921 ihren
       Sitz hatte, verlassen. Für die neue Geschäfts-
         138    Die Jahre 1970 bis 1997
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