Page 92 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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scher Manier ausführlich die Reaktionen des
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                                                                             lich den weiblichen Besuchern die zweckmäßi-
                                                                             ge Küchen-Einrichtung, die geeignet ist, der
                                                                             Hausfrau manchen Schritt zu ersparen. Die
                                                                             Herren dagegen bewunderten vor allem die
                                                                             Wohnzimmer mit ihren bequemen Polstermö-
                                                                             beln, den niedrigen Tischchen und den hellen
                                                                             freundlichen Vorhängen.« 9
                                                                                Als weitere Annehmlichkeiten wurden
                                                                             Abstellflächen für Kinderwägen, vier Autogara-
                                                                             gen, eine Sammelgarage für Motor- und Fahr-
                                                                             räder und die ansprechende Bepflanzung der
                                                                             Grünanlagen lobend hervorgehoben.
                                                                                Zur Realisierung des gesamten Bauvorha-
                  Im Spätsommer 1954     Im August 1954 eröffnete Volkswohl  bens wurden teilweise staatliche Mittel in
                  präsentierte die Volks-  gleichzeitig mit dem Richtfest des zweiten Bau-  Anspruch genommen, teilweise waren die Häu-
                  wohl in einer Wohn-  abschnittes eine Wohnausstellung in ihren  ser aber auch frei finanziert, wobei auch soge-
                  ausstellung den     Häusern an der Herrnstraße und bot damit der  nannte 7c-Gelder zum Tragen kamen. Hierbei
                  Fürthern die Möglich-  Fürther Bevölkerung die Gelegenheit, sich  handelte es sich um eine Abschreibungsmög-
                  keiten zeitgemäßen  selbst ein Bild über die Innenausstattung der  lichkeit nach § 7c des Einkommensteuergeset-
                  Wohnens in einer    aufsehenerregenden Gebäude zu machen. Zu  zes, nach dem Zuschüsse oder zinslose Darle-
                  Genossenschaftswoh-  diesem Zweck hatten sich verschiedene Für-  hen für den Wohnungsbau an zum Beispiel
                  nung. Fotografien   ther Firmen bereiterklärt, 14 Musterwohnun-  gemeinnützige Wohnungsunternehmen noch
                  1954.               gen einzurichten. Die Genossenschaft verfolgte  im selben Jahr als Betriebsausgabe abgesetzt
                                      mit der Ausstellung das Ziel, Vorbehalte gegen-  werden konnten, was die Gesetzesbestimmung
                                      über genossenschaftlichem Wohnungsbau zu  für die Industrie überaus interessant machte.
                                      entkräften, der, nachdem er – in den 1920er  Die Fürther Unternehmen bildeten hier keine
                                      Jahren noch Hoffnungsträger des Wohnungs-  Ausnahme, und so konnte auch Volkswohl seit
                                      wesens – zunehmend als Relikt der Vergangen-  1952 »seitens bedeutender Firmen der Stadt
                                      heit galt, und eben nicht mehr als Vorbild und  Fürth« 10  für ihre Wohnbauten eine entspre-
                                      Modell für die Zukunft.                chende Unterstützung entgegennehmen.
                                         Das als »[v]oller Erfolg« 8  beschriebene  Bei der Wohnanlage Herrnstraße handelte
                                      Ereignis wurde einmal mehr in der örtlichen  sich nicht nur um das größte genossenschaftli-
                                      Presse eingehend gewürdigt, die in zeittypi-  che Bauprogramm des Jahres, sondern um
                                                                                                              91
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