Page 151 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Gebäuden einmal mehr die Einsparung von   Abriss statt Sanierung
       Energie. Selbstverständlich waren eine Wärme-
       dämmung und der Austausch der alten Fenster  Um den Anspruch sozialverträglicher Mie-
       unerlässlich. Vorgesehen war daneben aber  ten aufrechterhalten zu können, ist stets im
       auch der Einbau einer energieeffizienten gasbe-  Auge zu behalten, inwieweit sich eine Investiti-
       feuerten Zentralheizung in Kombination mit  on im Einzelfall wirtschaftlich rechtfertigen
       einer Solaranlage, womit erstmals der Einsatz  lässt. Dies auch im Einklang mit den Interessen
       von erneuerbaren Energien eine Rolle spielte.  der Mieterinnen und Mieter zu bewerkstelli-
          Der Steigerung des Wohnkomforts sollte der  gen, konnte zur Gratwanderung werden, wie
       Anbau von Balkonen und Aufzügen und – sofern  sich beim Abriss der Häuser in der Cadolzbur-
       noch nicht geschehen – die Modernisierung aller  ger Straße und am Scherbsgraben zeigte. Bei
       Bäder sowie die Neugestaltung der Außenan-  dieser Siedlung von 23 Reihenhäusern, einst
       lagen dienen. Die enorme Nachfrage nach diesen  Aushängeschild und ganzer Stolz der Bauge-
       Wohnungen – alle waren kurz nach Fertigstel-  nossenschaft der Kriegsbeschädigten, sah die
       lung 2010 vermietet – bestätigte Nutzen und  Genossenschaftsleitung nach eingehender Prü-
       Notwendigkeit solcher Unternehmungen, deren  fung und Begutachtung keine Möglichkeit, eine
       enorme Kosten von circa sechs Millionen Euro  ökonomisch sinnvolle Sanierung durchzufüh-
       wiederum mithilfe zinsverbilligter Mittel aus   ren. Nach ihren Berechnungen hätten die Auf-
       Förderprogrammen bewältigt werden konnten.  wendungen für eine grundlegende Erneuerung
          Bei der Gesamtmodernisierung dieser  diejenigen des gesamten Instandhaltungs- und
       Wohnanlagen sollte es nicht bleiben. Im Jahr  Renovierungsprogramms für 1999 und 2000
       2010 wurden die Wohnhäuser Daniel-Ley-  aufgezehrt, wodurch andere dringende Aufga-
       /Neumann- und Schwabacher Straße Maßnah-  ben vielleicht auf Jahre hätten zurückgestellt
       men ähnlicher Art unterzogen, 2013/14 das  werden müssen und »nur noch ein Minimal-
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       Gebäude Schwabacher Straße 160 mit 19  programm« durchführbar gewesen wäre.
       Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten.      Ein Abbruch schien daher, bei aller »per-
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          Neben diesen Mammutaufgaben durften  sönlichen Härte« , der sich die Verwaltung
       die zahlreichen »kleineren«, ständig zu erledi-  bewusst war, die einzige vernünftige Lösung zu
       genden Reparaturen, Maler-, Ausbesserungs-  sein, eine Entscheidung, die bei den betroffe-
       und Wartungsarbeiten ebenfalls nicht vernach-  nen Mieterinnen und Mietern, von denen der
       lässigt werden.                        älteste seit beinahe sechzig Jahren in der Sied-
          Mieterhöhungen waren bei derart aufwen-  lung lebte, keineswegs auf Gegenliebe stieß.
       digen Projekten unumgänglich, wobei die Sozi-  Viele waren zunächst nicht bereit, die Häuser,
       alverträglichkeit höchsten Stellenwert genoss  zu denen ein kleiner Garten gehörte, gegen
       und dank der Finanzierung durch Fördermittel  eine genossenschaftseigene Ersatzwohnung in
       auch Berücksichtigung fand.            der Südstadt einzutauschen, trotz der angebo-
         150    1998 bis 2020: Fusion und wegweisende Neubauten
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